Relaxed Lesung erschöpfter, alter Zirkuspferde
14:00 Uhr
Burg Hülshoff

Miriam Michel und Beáta Nagy fühlen sich als alte, erschöpfte Zirkuspferde. Beide sind Frauen, die schon eine lange Zeit im Theater- und Kunstbetrieb arbeiten. Und nun sind sie gealtert und erschöpft. Das Ende der (Selbst)-Ausbeutung durch Arbeit ist erreicht. Und nun lesen sie laut im Burgpark von Burg Hülshoff.
Bei der Veranstaltung lesen sie aus Büchern vor. Wer möchte, kann auch mitlesen. Die Bücher, die sie lesen, handeln vom Altern und Erschöpfung. Beides sind Themen, die alle Menschen betreffen. Und doch sind es Themen, die gerade mit Blick auf Arbeit tabu sind.
Gemeinsam lesen…
In dem Buch Generation X des kanadischen Autors Douglas Coupland, beschreibt er sehr humorvoll die Menschen die zwischen 1968 – 1980 geboren wurden. In diesem Fall wie junge Leute in den USA ihr Leben beschreiten. Was daran interessant ist, dass sie keine eigenen, klassischen Familien gründen. Sie machen lieber sogenannte Bullshit-Jobs und keine Karriere. Die jungen Leute haben generell eher das Gefühl, die Welt geht unter. Und dann können sie auch lieber Spaß haben als sich ausbeuten zu lassen. Außerdem ist es der Beginn einer Vermarktung des Privatlebens. Das zeigt sich auch darin, dass dieser Roman den Anstoß gab, nun tatsächlich auch im realen Leben diese Generation so zu nennen: „Generation X“ und danach die anderen Namen anzupassen. Fiktion wurde real, das klingt irgendwie bekannt für unsere Welt in 2025…
Im Buch Zeitenwende 1979 schreibt Frank Bösch, dass dieses Jahr die Grundlage für Entwicklungen gelegt hat, die sich heute immer deutlicher zeigen. Wir lesen gemeinsam zwei Ausschnitte: die Reise des Papstes Johannes Paul nach Polen und wie er die Solidranocz Bewegung damit stärkte und das Ende der Sowjetunion einläutete. Außerdem lesen wir Abschnitt zum kriegerischen Angriff der Sowjetunion auf Afghanistan, und was dasmit den Konflikten heute zu tun haben könnte.
Das Buch Girlfriend in a Coma beschäftigt sich mit der Person Karen, die kurz vor Silvester 1979 ins Koma fällt und dort 20 Jahre bleibt. Am Ende muss sich Karen entscheiden, ob sie leben oder die Welt retten will. Das Buch zeigt wie das „Aussteigen aus der Welt“ eine neue Perspektive eröffnet und hat eine romantische Sicht auf das Ende der Welt.
In Briefen der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff lesen wir gemeinsam, wie sich die Dichterin fragt »Wie machen es manche, so frisch zu bleiben?«. Außerdem werden Droste-Hülshoffs Beschreibungen eines klassischen alternden Münsterländers aus den Westphälischen Schilderungen gelesen.
Gemütlich um den Blauen Pavillion auf Burg Hülshoff herum lesen wir und suchen gemeinsam wohlverdiente Ruhe.