Tischgespräche mit Clara Bender, Anton Fischer, Asena Lappas, Jette Micheel, Nadine Quitten, Louis Platzer, Malte Schwoch, Charlotte Weidinger
14:30 Uhr
Rüschhaus
Das Lange Wochenende der Neuen Dramatik 2025 vereint vier Theatertexte von Nachwuchsautor*innen, die sich der Auseinandersetzung mit Herkunft und Zukunft widmen, Zuschreibungen unterwandern und sich den großen Herausforderungen der Gegenwart – patriarchale Dominanz, (politisches) Erbe, Klimawandel – stellen. Wir warten auf den Knall! Die vier Nachwuchskünstler*innen wagen dies mit ihrem jeweils eigenen Schreiben, mal diskursiv, mal figürlich, aber immer wagemutig, genau beobachtend und mit feinem Gespür für die Gegebenheiten unserer Zeit.
Clara Benders Text HYSTÉRA (who´s your mommy) lässt die junge Protagonistin Ira Forschungen zu Mutterschaft anstellen. Sie besucht einen Müttertreff und reflektiert die eigene Rolle als Nicht-Mutter und Tochter. Wie emanzipatorisch kann Reproduktion sein? Begleitet wird Ira dabei vom Chor der Catladies, der die weiblichen Göttinnen anruft: „_frau und katze / _das potenzial zur autonomie“.
Anton Fischers Halb so schlimm. untersucht eine männliche Dorfgemeinschaft: Der Junge Alexander hat auf dem Acker ein Gewehr gefunden – zurückgelassen nach dem letzten Kriegsfilmdreh – und spielt mit seinem Vater „Erschießen“. Während Vater und Männer Fern sehen, führt Alexander einen in die unterirdischen Gänge des Ackers, wo der Himmel droht einzustürzen. Zwischen Albtraum des einen und safe space des anderen wird klar, dass aus dem Spiel eines Jungen mit Gewalt Ernst geworden ist.
Louis Platzer schreibt in seiner Collage Anti-Klima(x) von Jimmy Parton, der auf Reisen geht, um Country-Star zu werden. Doch das Country ist ein Land, das zur Identifikation nicht taugt. Das Land ist gradlinig vermessen; Grenzen sind wichtig, auch die des Individuums. Auf der Suche nach Erfolg und einer kollektiven Erfahrung wird Jimmy von einem Tornado mitgerissen. Ist die Zerstörung ein Moment, das uns endlich von unserem Ich erlöst?
Malte Schwoch zeichnet in Das Mutz die familiären Linien des Geschwistertrios Maxim, Maxi und Max auf. Sie haben gemeinsam ein Haus auf dem Land geerbt – irgendwo im sogenannten Osten. Zwischen DDR-Geschichte und drohend rechter Gegenwart gehen die Geschwister einer Familientradition nach: Ein Mutz muss gefangen und verspeist werden. Das fabelhafte Wesen, cholesterinarm, proteinreich und schüchtern, hat allerdings eigene Pläne; es hält Maxim, Maxi und Max frech vor Augen, dass sie nicht einfach so weitermachen können.
Die vier Texte werden von den Regiestudierenden Asena Yeşim Lappas, Jette Micheel und Charlotte Weidinger der Folkwang Universität der Künste sowie Schauspielensemblemitglied Nadine Quittner als Werkstattinszenierungen am Samstag, den 14.06.2025 auf die Bühne gebracht, anschließend wird auf der Dramatischen Party gefeiert. Am Sonntag, den 15.06.2025 findet mit den beteiligten Künstler*innen ein Publikumsgespräch in Kooperation mit der Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL) im Haus Rüschhaus statt.
WERKSCHAU
Sa 14. Juni 2025, 19 Uhr / Kleines Haus
Halb so schlimm. von Anton Fischer / Regie: Asena Yeşim Lappas
Anti-Klima(x) von Louis Platzer / Regie: Charlotte Weidinger
Das Mutz von Malte Schwoch / Regie: Jette Micheel
HYSTÉRA (who's your mommy) von Clara Bender / Regie: Nadine Quittner
DRAMATISCHE PARTY
Sa 14. Juni, 21.30 Uhr / Theatertreff, Eintritt frei
TISCHGESPRÄCHE MIT DEN KÜNSTLER*INNEN
So 15. Juni, 12 Uhr / Haus Rüschhaus (Am Rüschhaus 81, 48161 Münster), Eintritt frei