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#11: Die kleine zoologische Pandemie

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Vorschaubild des Videos

Vor zehn Jahren begann die Dramatikerin Natascha Gangl die Arbeit an einem Text, der sich heute wie eine Prophezeiung liest: Die große zoologische Pandemie.

Es geht um den Einbruch in eine Wohnung und den Einbruch eines Virus. Um Invasionen zwischen Körpern und Ländern. Es geht um Gesundheit und Krankheit und die Frage, was von beiden die größere Fiktion ist. Die Textfläche lässt sich nicht abschließen, ständig aktualisiert sie sich und ändert die Form, in der sie sich aufführen lässt. Es von Installationen übers Theater in die Klangkunst, jetzt in Videos – und bald in einen Film.

In der Uraufführung in Mainz 2014 ließ der Regisseur Felix Meyer-Christian die Zuschauer*innen von Beginn an Schutzanzüge tragen und später auch Masken. Was für ein luzider Blick in die Zukunft.

Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums des Textes hat die Autorin Natascha Gangl in der gemeinsamen Heimquarantäne mit Birgit Kellner und Christian Schlechter vom Figurentheater Spitzwegerich Die kleine zoologische Pandemie entwickelt und aufgezeichnet. Am 14. April 2020 hatte sie Online-Premiere auf der Corona-Stage der österreichischen Zeitung Der Standard.

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Das Leben ist eine Lüge es wandert von einem zum andern. Die Lüge ist ein Virus sie wandert von einem zum anderen. Das Virus ist ein Leben es wandert von einem zum andern. Die Lüge ist ein Leben sie wandert von einem zum andern. Das Leben ist ein Virus es wandert von einem zum andern. Der Virus ist eine Lüge er wandert von einem zum anderen. »Daher besteht die Welt fort und besteht dadurch, dass sie eine Wiederholung ist.« Hurra. Hurra.

— Natascha Gangl, Die große zoologische Pandemie